Alpenüberquerung auf dem E5 – Interview mit Sven aus München
Wieder einmal gibt es eine aktuellen Blick auf den E5 (zumindest einen Teil davon). Nach Michelle und Johannes, stellt sich diesmal Sven aus München meinem Fragebogen, der im Sommer 2014 von Oberstdorf nach Meran über die Alpen gewandert ist. An dieser Stelle deshalb vielen lieben Dank Sven, dass du anderen Wandersüchtigen und Bergverrückten mit deinen Erfahrungen während der Alpenüberquerung weiterhelfen möchtest. Sven schreibt übrigens in seinem eigenen Blog, in dem er noch genauer auf die einzelnen Etappen eingeht. Schaut gerne mal vorbei: https://traumvomat.wordpress.com.
Hallo Sven, bitte sag uns zumStart erst einmal ein paar Worte zu dir.
Ich bin Sven, 21 Jahre jung und Student. Ich wohne im wunderschönen München, welches natürlich auch eine schöne Ausgangslage für kleinere Wanderungen ist. Auf die Idee, die Alpen zu überqueren, bin ich gekommen, da ich mir vorgenommen hab/hatte, den Appalachian Trail in den USA zu wandern und man vielleicht nicht gleich mit einer 3-6monatigen Wanderung starten sollte. Nachdem ich dann meinen besten Freund mit dem „Wanderfieber“ angesteckt hatte, war klar, dass wir im Sommer gemeinsam wandern wollten und nach kurzen Recherchen war die Alpenüberquerung gefunden und beschlossen.
Bist du Mitglied im Deutschen Alpenverein und hältst du das für die Alpenüberquerung für sinnvoll?
Ich bin wegen der Alpenüberquerung dem DAV beigetreten und erachte es auf jeden Fall für sinnvoll, nicht nur wegen der günstigeren Übernachtungen, sondern auch wegen der Versicherung des DAVs, da ja immer mal etwas passieren kann.
Wie ging es los? Bist du morgens nach Oberstdorf angereist und direkt zur Kemptner Hütte aufgestiegen?
Wir sind morgens in München in den Zug gestiegen und waren dann mittags in Oberstdorf, vom Bahnhof ging es dann direkt ab zur Kemptner Hütte.
Wie bist du von Meran zurückgereist?
Ein anderer Wanderer hat uns mit seinem Auto, gegen etwas Benzingeld, vom Ötztal aus mit nach München genommen. Ins Ötztal sind wir mit dem Linienbus von Meran ausgefahren. Nur 3x umsteigen, da wir einen besonders netten letzten Busfahrer hatten, der zufällig seinen Bus dort abgestellt hat wo wir hin mussten und uns so einmal umsteigen ersparrt hat. Anders würde ich es nicht machen, da es eine sehr lustige und unterhaltsame Rückreise war und preislich vermutlich kaum zuschlagen.
Bist du die klassische Route in 6 Etappen gegangen?
In 6 Etappen schon, aber nicht die „klassischen“ Übernachtungsstätten. Statt der Memminger Hütte sind wir über das Wüttenberger Haus gewandert, was uns zwar einen extrem anstrengenden und langen Tag eingebrockt hatte, aber auch eine tolle Strecke war. Statt der Skihütte Zams sind wir bis zur Galflun Alm, einer kleineren Alm etwas hinter der Skihütte. Die anderen drei Hütten (Anm.: Kemptner Hütte, Braunschweiger Hütte, Martin-Busch-Hütte) haben wir mitgenommen. Weitere Gipfel haben wir nicht mitgenommen.
Man ab und an, dass die Memminger Hütte überfüllt wäre oder die Martin Busch Hütte einen etwas unfreundlichen Eindruck hinterlassen hätte. Wie hast du die Atmosphäre auf den Hütten erlebt?
Auf der Memminger Hütte waren wir ja nicht, aber andere Wanderer die dort übernachtet haben, sprachen auch von einem sehr vollem Abend und dass es wohl mehr Wanderer, als Betten gab. Von der Martin-Busch-Hütte haben wir auch nicht so viel Gutes im Vorfeld gehört gehabt, allerdings hat die Hütte einen sehr freundlichen Eindruck hinterlassen, war alles in einem sehr schönen Rahmen und wie auf den anderen Hütten auch.
Wie würdest du die Stimmung unter den Wanderern insgesamt beschreiben?
Sehr freundlich und familiär. Du kennst die Leute nicht, aber kaum sitzt du mit ihnen an einem Tisch, redet man, als würde man sich schon immer kennen. Es ist einfach eine sehr offene und freundliche Gemeinschaft, die auch mit fortlaufender Wanderung nicht verschlossen wird. Man lernt jeden Tag neue Leute kennen und wenn es nur für einen Abend ist, man merkt eben, dass man immer unter Gleichgesinnten ist.
Wie erging es dir mit dem schweren Rucksack?
Ich würde eher sagen, es hat immer ein paar Kilometer gedauert, bis ich den Rucksack gespürt habe, aber gewöhnt hatte ich mich schon am zweiten Tag an den Begleiter. Und so ein schwerer Rucksack gehört ja auch irgendwo mit dazu. Eine kleine Tube Waschmittel und die zweite Dose Sonnencreme würde ich wohl nächstes mal daheim lassen. Ansonsten habe ich alles benutzt was ich dabei hatte, wobei ich eh schon recht sparsam gepackt hatte.
Kamen unterwegs auch einmal Zweifel auf und der Gedanke früher abzubrechen?
Ja, kamen sie. Am dritten Tag, nachdem wir uns am Vortag etwas überschätzt hatten und die Strecke unterschätzt, waren wir ziemlich geschunden und kaputt. Der Gedanke abzubrechen war zwischendurch mal da, ist aber auch recht schnell wieder verflogen und ich bin sehr froh dadrüber.
Welche Augenblicke werden dir besonders in Erinnerung bleiben?
Besonders in Erinnerung bleibt mir der letzte Tag, mit einem Aufstieg zur Similaun Hütte. In einem Wahnsinns Tempo bei Gegenwind und Schnee-Regen, da man einfach so motiviert war, den letzten Aufstieg noch hinter sich zubringen, dass man alle Schmerzen von den Vortagen ignorieren konnte und einem Bad im Vernagt-Stausee, das einfach nur erfrischend war nach 6 Tagen Wanderung.
Was hat dir nicht so gefallen oder was würdest du beim nächsten Mal bzw. einem anderen Trail vielleicht anders machen?
Nächstes Mal würde ich wohl mit dem Taxi Feuerstein fahren und mir so knappe 2 Stunden wandern auf einem aspaltierten Weg ersparen, meine Füße würden es mir bestimmt danken, das ist aber auch das Einzigste.
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